Wieder unglaubliche Erlebnisse bei der Makkabiade, die einen zum staunen bringen! Mich jedenfalls 😀
Wie ich euch gestern schon erzählt habe, hat der Israelische Politiker Natan Scharanki ein Simultan gegeben. 20 Schachspieler und -liebhaber durften mit der Begrenzung von 1900 Elo teilnehmen.
Auch ich nahm Teil und bin immer noch sprachlos vom gestrigen Spiel.
Ich hatte gestern vor der Simultanpartie ein bisschen Zeit zum vorbereiten und suchte nach Partien von Scharanski – zwecklos.
In der FIDE Datenbank hat er weder Partien, noch eine Elo. Dies verwunderte mich sehr. Wie kann man ohne jegliche Praxis ein Simultan bei solch einem Teilnehmerfeld anbieten? Ohne voreilige Schlüsse zu ziehen, empfand ich das als sehr mutig und selbstsicher.
Es ist 19:30 und wir sitzen an den Brettern und warten gespannt. Herr Scharanski ist da und ihm kann man die Freude vom Gesicht ablesen.
Er verliert einige Worte über seine Biographie und erzählt uns folgendes:
Er wurde 1948 in der ehemaligen Sowjetunion geboren auf der Territorium der heutigen Ukraine. Neun Jahre lang war er im sowjetischen Staf- und Arbeitslager, dem Gulag, inhaftiert. Neun Jahre sind eine lange Zeit und diese nutzte er, um Schach zu spielen, mit sich selbst und das im Kopf. Er beschäftigte sich somit sehr viel damit in seiner Haftzeit und nun steht er vor 20 Schachspielern, die sein können auf die Probe stellen wollen!
Außerdem beschrieb er, dass Schach ein toller Sport sei bzw. sein Lieblingssport, da dieser mental fit hält. Er erklärte uns, dass er keine Elo hat und ihm diese auch egal sei, denn er ist der Meinung, dass jeder Spieler schlagbar ist. Das nenne ich Motivation 😀
Nach einer ausführlichen Rede seinerseits, geht es nun los. Scharanski spielt an allen Brettern weiß.
Er kommt an mein Brett, gibt mir die Hand und fragt nach meinem Namen. Bevor ich zu Worte komme, sagt er nur „You are from Germany, from Berlin!“
Tatsächlich traf ich vor einigen Monaten Herrn Scharanski bei einer Gedenkveranstaltung im Janusz- Korczak-Haus Berlin und obwohl ich mit ihm kaum gesprochen habe, erinnerte er sich an mich – da wären wir wieder bei der mentalen Gesundheit.
Er zieht seinen ersten Zug: 1.e4
Ich schaue auf die Bretter links und rechts, dort spielt er 1.d4, also jedes zweite Brett.
Wir bekamen Partieformulare, die mich dezent verwirrt haben.
Wie ihr vielleicht wisst, im hebräischen wird von rechts nach links geschrieben; bei den Partieformularen auch. 😀
Somit war ich nebenbei damit beschäftigt mich daran zu gewöhnen, mein israelischer Nachbar schrieb noch dazu mit der hebräischen Notation – warum auch nicht?! 😀
Um es kurz zu halten, hat er überraschender Weise sehr gut gespielt und ich kam ziemlich schnell in eine schlechtere Position. Ich war sehr überrascht. Nach 10 Minuten hat meine Nachbarin ( Elo: 1750) aufgegeben. Ich kämpfte sehr lange und beendete als Vorletzte das Spiel nach insgesamt drei Stunden. Insgesamt hat Herr Scharanski drei Remis gemacht und die restlichen Spiele hat er gewonnen. Unglaublich!! Respekt dafür!
Liebe Grüße
Margaryta